In einem kühlen Grunde (Heidi und Peter Teil 3)

 

Heidi sitzt auf einer Decke

Vor einer Buschwindröschenhecke

Hinter der

´Ne alte Frau

Mit einer grau

Karierten Jacke

Und ´ner ostpreußischen Flagge

Am Revers

Neben einem Blumenbeet

Unter einem Baum

Der kaum

Noch Blätter trägt

Leicht gebückt

Zwischen Blaubeerkörbchen steht

 

Die Beeren hat sie selbst gepflückt

Die Alte hat sie aus

Dem Waldstück hinter jenem Haus

In dem sie, seit ihr Mann verstarb

Allein ihr tristes Leben darbt

 

Und weil der Frau am Monatsende

Nichts übrig bleibt von ihrer Rente

Um auch mal ins Café zu gehen

Mal ein Theaterstück zu sehen

Mal in ´ner Gaststätte zu speisen

Vielleicht auch mal ans Meer zu reisen

Steht sie hier trotz Hüftbeschwerden

Die vom Stehen nicht besser werden

 

Und während Peter

Ein paar Meter

Abseits sitzt

Und ein Weidenpfeifchen schnitzt

Spricht ein adipöser Mann

Die Frau auf ihre Trauben an

 

Die Stirn der Alten

Liegt in Falten

Lächerlich

Denkt sie sich

Mimt Betroffenheit

Und meint:

 

Junger Mann, ihr dicker Bauch

Sicherlich haben Sie auch

Angst vor einer Rezession

Und deshalb vorsichtshalber schon

Mal paar Schnitzel mehr gegessen

sich paar Pfunde angefressen

Im Hinblick auf die schlimme Zeit

Und die Lebensmittelknappheit

 

Oh, dieser feiste, dumme Mann

Der nicht mal aufrecht stehen kann

Ist der alten Frau suspekt

Nein, dass der den Union Jack

Auf seiner Kopfbedeckung trägt

Und wie plump der sich bewegt

Und wie gänzlich ungeniert

Der auf ihre Beeren stiert

Und wie dämlich der doch ausschaut

Und dann kaut

Der Kaugummi

Oh, aus dem Flegel wird wohl nie

Ein kultivierter, feiner Mann

Auf den ein Vater stolz sein kann

 

Nein, dem verkauft sie keine Beeren

Selbst wenn die Beeren Trauben wären

Würde es ihr widerstreben

Dem paar Trauben abzugeben

 

Junger Mann, Sie sind sehr schlicht

Sie kriegen meine Beeren nicht

Auf Wiedersehen

Sie können jetzt gehen

Sagt die Alte freiheraus

 

Da halt Applaus

Aus einem moosbedeckten

Hinter Efeu versteckten

Baufälligen alten Haus

Neben dem in schlichter

Garderobe jener Dichter

Den die Frau ob seiner Werke

Schon als Schülerin verehrte

Patiniert und unbewegt

Auf einem Sandsteinsockel steht

 

Und während Peter da so sitzt

Und dieses Weidenpfeifchen ...